14. November: Andere Länder, andere Sitten

 

Wohl eine der ausgelutschtesten Phrasen in der Geschichte der ausgelutsschten Phrasen, allerdings treffend zum Thema: zum heutigen Thema ist genau ein Viertel meines Freiwilligenjahres vorbei, und wie nach dem ersten Monat, möchte ich diesem Anlass feierlich eine Liste widmen. Diesmal geht es um Dinge, die in Finnland anders gemacht werden als in Deutschland. Die Spannweite reicht dabei von kleinsten Banalitäten bis Dingen, die man wohl gesellschaftlich weiterführend deuten könnte, was hier allerdings nicht passieren wird.

 

Na dann, auf geht's:

 

1. Verschlüsse: bei finnischen Saft-, Milch und ähnlichen Tüten sind Schraubverschlüsse sehr unüblich, stattdessen wird nach dem Schnabelprinzip eine Seite angeschnitten. Es gibt übrigens auch Joghurt in solchen Tetrapacks.

2. Sie vs. Du: In Finnland ist das Du deutlich üblicher als das Sie, eigentlich kan ich mich kaum erinnern, mal gesiezt worden zu sein. Ein unerwartetes Du hat mich vielleicht beim ersten Mal überrrascht, insgesamt finde ich diese Art aber eigentlich sehr angenehm, da persönlich.

3. Selbstbedienung: In Finnland ist in Cafés Selbstbedienung nicht unüblich, und auch in Lokalen, in denen in Deutschland nun definitiv Kellner unterwegs wären, kommt es nicht unselten vor. Trinkgeld gibt man in der Regel auch nicht, es steht höchstens eine Art Spendedose bereit.

4. Bezahlung: In Finnland greift man gerne und oft zur Karte, deshlab kann auch so gut wie überall mit Karte gezahlt werden. Z.B. auch auf Märkten in der Stadt an Gemüseständen oder ähnlichem. Es ist auch schon nicht selten vorgekommen, dass auf eine Barbezahlung in einer Kneipe ein Danke auf Englisch kam, so verräterisch kann es sein.

5. Essenszeiten: In Finnland ist man tendenziell früher, da sind wir Freiwilligen uns hier alle einig. Ich habe hier bereits Mittagessen vor 11Uhr zu mir genommen, was eine äußerst merkwürdige Erfahrung war. Man gewöhnt sich allerdings dran, sodass man zu Zeiten wieder Hunger hat, wo man sonst gerade gegessen hatte.

6. Wehrdienst: in Finnland ist er noch vorhanden, und auch sehr wichtig für den Lebenslauf. Jeder (dem ganzen zu entgehen ist zwar möglich, aber schwierig) muss eine bestimmte Zeit zur Armee gehen, was zur Folge hat, dass um das Wochenende rum alle Fernzüge von Menschen in Uniformen bevölkert sind. Alternative ist es, "Siivari" zu werden, was so viel heißt wie "Sozialdienstleister". Das ist allerdings deutlich weniger angesehen, eine zumindest kurze Zeit/ Karriere beim Militär sieht hier schon deutlich besser auf dem Lebenslauf aus. Es ist auch auffällig, dass -zumindest von den Siivaris, die wir kennengelernt haben- kaum welche danach auf die Uni gehen oder gegangen sind.

7. Milchprodukte: was dem Deutschen seine Brotsorten sind, scheinen hier Milchprodukte zu sein. Diesen Eindruck haben wir zumindest in den letzten Tagen bekommen und auch diskutiert. Die Auswahl an Milch, Jogurten und anderen Dingen ist hier schon gewaltig.

8. Öffnungszeiten: Der größte Unterschied ist natürlich, dass sonntags alles auf hat. Allerdings haben auch an den anderen Wochentagen die Läden mehr auf, zumindest ist die durchschnittliche Schließzeit gefühlt später. Das ist durchaus angenehm, da man sich nicht gestresst fühlt, noch zu einem Laden zu kommen. Außerdem ist der gute deutsche Hamsterwochenendeinkauf nicht von Nöten.

9. Fenster: Zum Zwecke guter Isolierung aufgrund nördlicher Lage ist es hier üblich, dass Fenster doppelt sind, d.h. zwei Fenster mit kleinem Zwischenraum zwischen ihnen, die sich meistens in einem öffnen lassen. Dies hat allerdings zur Folge, dass das Öffnen oft nicht ganz optimal funktioniert, da die Doppelfenster zu sperrig sind. Es bleibt allerdings tatsächlich schön warm.

10. Freundlichkeit: bis jetzt habe ich eigentlich keine unhilfsbereiten oder unfreundlichen Reaktionen erlebt, besonders an Orten, die in Deutschland diesen Ruf mit sich ziehen wie bei Busfahrern, an der Infostelle bei der Bahn usw. Man hat ein wenig das Gefühl, als sind die Leute ein bischen weniger auf sich fixiert und allgemein etwas lockerer drauf.

 

Das war sie, meine vollkommen zusammenhangslose, aber hoffentlich wenigstens etwas Erkenntnis bringende Liste. Und es war bestimmt nicht die Letzte: es kommen ja noch einige "Meilensteine" hier.